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 Di, 15. Aug 2023 um 16:53 MESZ von Gast

Maria Himmelfahrt- 15. August... Auszug aus Maria Valtorta -Der Gottmensch

Quelle:
Der Gottmensch Maria Valtorta

https://www.derhimmelunddu.at/uploads/9/2/9/0/9290733/gottmensch_pdf.pdf

Nachzulesen- ab Seite 6115- Der selige Heimgang Marias- bis Seite 6129

Ab Seite 6129
Aufnahme Marias in den Himmel

Wie viele Tage sind wohl vergangen?
Es ist schwierig, es mit Sicherheit zu sagen. Nach den Blumen zu schließen, die den leblosen Körper umkränzen, könnte man glauben, es seien erst einige Stunden verflossen.
Aber wenn man die Ölzweige sieht, auf denen die frischen Blumen liegen und deren Blätter schon ganz vertrocknet sind, und auch die anderen verwelkten Blumen, die wie Reliquien auf der Truhe liegen, dann kommt man zu dem Schluß, daß bereits mehrere Tage vergangen sind.
Der Körper Marias jedoch ist noch so wie bei ihrem Heimgang.

S 6129
Der Tod hat keine Spuren auf ihrem Antlitz und den kleinen Händen hinterlassen. Kein unangenehmer Geruch im Zimmer.
Im Gegenteil! Ein unbestimmter Duft von Weihrauch, Lilien, Rosen, Maiglöckchen und Bergkräutern schwebt im Raum.

Johannes, der seit wer weiß wie vielen Tagen schon wacht, ist, von Müdigkeit überwältigt, auf seinem Hocker eingeschlafen und lehnt mit dem Rücken an der Wand, neben der offenen Tür, die auf die Terrasse führt. Das Licht der am Boden stehenden Lampe beleuchtet ihn von unten, so daß ich sein müdes und sehr bleiches Gesicht sehen kann, das nur rings um die Augen vom Weinen gerötet ist.
Die Morgendämmerung muß eben angebrochen sein, denn ihr schwacher Schein läßt die Terrasse und die das Haus umgebenden Ölbäume erkennen. Dann wird der Schein heller, fällt durch die Tür, und man sieht auch die Dinge im Raum deutlicher, die vorher kaum zu unterscheiden waren, da das Licht des Lämpchens nicht weit genug reicht.
Auf einmal erfüllt ein großes Licht den Raum, ein silbernes, leicht bläuliches, beinahe phosphoreszierendes Licht, das immer stärker wird und die Morgenhelle und den Schein der Lampe verblassen läßt.
Es ist dasselbe Licht, das die Höhle von Betlehem bei der Geburt Gottes überflutete.
Dann erscheinen in diesem paradiesischen Licht Engelsgestalten – ein noch strahlenderes Licht in dem schon vorhandenen gewaltigen Licht.
Und so wie damals, als die Engel den Hirten erschienen, entsteht ein Reigen sprühender, farbenprächtiger Funken und ein leiser, harmonischer, süßer Harfenton, wenn sie ihre Flügel sanft bewegen.
Die Engel umringen die Lagerstatt, neigen sich über sie, heben den reglosen Körper auf und entschweben mit kräftigerem Flügelschlag, der den Harfenklang noch verstärkt, durch eine Öffnung im Dach, die sich wunderbarerweise aufgetan hat, wie sich das Grab Jesu wunderbarerweise geöffnet hat. Sie nehmen den Leib ihrer Königin mit, der heilig, aber noch nicht verherrlicht und deshalb dem Gesetz der Materie unterworfen ist, dem Jesus nicht mehr unterworfen war, da er bei seiner Auferstehung schon verherrlicht war.

S 6130
Der von den Flügeln der Engel erzeugte Klang wird stärker und ist nun mächtig wie ein Orgelakkord.
Johannes, der sich, immer noch schlafend, schon mehrmals auf seinem Hocker bewegt hat, als würden das helle Licht und der Klang der Engelsflügel ihn stören, wird nun wach durch diesen mächtigen Akkord und einen starken Luftzug, der durch das offene Dach und zur Tür hinaus weht, eine Art Wirbel bildet, in die Decken des nun leeren Bettes und in die Kleider des Johannes fährt, die Lampe löscht und die Tür mit einem lauten Knall zuschlägt.
Der Apostel sieht sich noch ziemlich verschlafen um, um festzustellen, was geschieht.
Er bemerkt das leere Bett und das offene Dach, fühlt, daß ein Wunder geschehen ist und läuft auf die Terrasse hinaus. Wie durch eine innere Eingebung oder eine himmlische Aufforderung hebt er den Kopf und beschattet sich die Augen mit der Hand, damit ihn die aufgehende Sonne nicht blendet. Und er sieht. Er sieht, wie der noch reglose Leib Marias, die ganz einer Schlafenden gleicht, von der Engelschar immer höher hinaufgetragen wird. Wie zum letzten Gruß flattert ein Zipfel des Mantels und des Schleiers im durch den raschen Aufstieg oder die Flügel der Engel entstandenen Wind. Und die Blumen, die Johannes rings um den Leib Marias gelegt und wieder erneuert hat und die gewiß in den Falten des Gewandes hängengeblieben sind, regnen auf die Terrasse und auf die Erde des Getsemani, während das mächtige Hosanna der Engelschar sich immer weiter entfernt und immer leiser wird. Johannes schaut immer noch dem Leib nach, der zum Himmel auffährt. Und durch ein ihm von Gott gewährtes Wunder – um ihn zu trösten und ihn für seine Liebe zur Adoptivmutter zu belohnen – sieht er sehr genau, daß Maria, nun umhüllt von den Strahlen der aufgegangenen Sonne, aus der Ekstase, die die Seele vom Leib getrennt hatte, ins Leben zurückkehrt, sich aufrichtet und nun auch die Eigenschaften eines schon verherrlichten Leibes besitzt.

S 6131
Johannes schaut und schaut. Das Wunder, das Gott ihm gewährt, verleiht ihm die Fähigkeit, entgegen allen natürlichen Gesetzen zu sehen, wie Maria jetzt rasch zum Himmel aufsteigt, umgeben, aber nicht mehr getragen von den jubilierenden Engeln. Und Johannes ist verzückt von dieser Vision, die keine menschliche Feder, kein menschliches Wort, kein Kunstwerk jemals beschreiben oder darstellen kann, da sie unbeschreiblich schön ist. Johannes, immer noch auf das Mäuerchen der Terrasse gestützt, schaut und betrachtet diese immer höher hinaufschwebende, herrliche, leuchtende göttliche Gestalt – denn das darf man Maria wohl nennen, die Gott einzigartig erschaffen hat und unbefleckt wollte, damit sie das fleischgewordene Wort in sich trage. Und ein letztes, größtes Wunder gewährt der Gott der Liebe diesem seinem vollkommen Liebenden: das Wunder, die Begegnung der heiligsten Mutter mit ihrem heiligsten Sohn zu sehen, der herrlich und strahlend in unbeschreiblicher Schönheit rasch vom Himmel herabkommt, der Mutter entgegen, und sie ans Herz drückt, worauf er mit ihr, beide strahlender als zwei leuchtende Sterne, dorthin zurückkehrt, von wo er gekommen ist.
Nun sieht Johannes nichts mehr. Er neigt das Haupt.
Auf seinem müden Antlitz mischt sich der Schmerz über den Verlust Marias mit der Freude über ihre glorreiche Aufnahme.
Doch die Freude siegt über den Schmerz. Er sagt: »Danke, mein Gott! Danke! Ich habe geahnt, daß es so kommen würde.
Und ich wollte wachen, um keinen Augenblick ihrer Himmelfahrt zu versäumen.
Aber seit drei Tagen habe ich nicht mehr geschlafen. Der Schlaf, die Müdigkeit, zusammen mit dem Schmerz haben mich genau dann überwältigt, als die Aufnahme bevorstand . . . Vielleicht hast du selbst es so gewollt, o Gott, damit ich in diesem Augenblick nicht störe und nicht zu sehr leide . . . Ja, gewiß!
Du hast es so gewollt, wie du auch gewollt hast, daß ich sehe, was ich ohne ein Wunder von dir nicht hätte sehen können. Du hast mir gewährt, sie noch einmal so zu sehen, als wäre sie mir nahe, obwohl sie schon weit entfernt, schon verherrlicht und in der Glorie war.

S 6132
Und du hast mir erlaubt, Jesus wiederzusehen! O selige, unerwartete Vision, die ich nie zu erhoffen gewagt hätte. O größtes Geschenk der Geschenke Jesu, meines Gottes, für seinen Johannes! O höchste Gnade! Meinen Meister und Herrn wiederzusehen! Ihn mit der Mutter zu sehen! Er die Sonne, sie der Mond. Beide nun über alle Maßen strahlend und herrlich im Glück der ewigen Vereinigung! Wie schön muß nun das Paradies sein, da ihr in ihm leuchtet, ihr schönsten Sterne des himmlischen Jerusalem! Welche Freude für die Chöre der Engel und der Heiligen! Und so groß ist meine Freude, die Mutter mit ihrem Sohn gesehen zu haben, daß sie all ihren Schmerz, den Schmerz von beiden, und auch den meinen, vergessen läßt und der Friede bei mir einzieht. Von den drei Wundern, die ich von Gott erbeten hatte, haben zwei sich erfüllt. Ich habe gesehen, wie das Leben wieder in Maria zurückgekehrt ist, und ich fühle den Frieden in mich zurückkehren. Meine ganze Angst ist verschwunden, denn ich habe sie in der Herrlichkeit vereint gesehen. Ich danke dir dafür, o Gott! Und ich danke dir, daß du mir gewährt hast, das Schicksal der Heiligen, wie es nach dem Jüngsten Gericht sein wird, in diesem allerheiligsten, aber doch menschlichen Geschöpf zu schauen; und die Auferstehung des Fleisches und seine Wiedervereinigung, seine Verschmelzung mit der in der Todesstunde zum Himmel aufgestiegenen Seele.
Ich mußte nicht schauen, um zu glauben, denn ich habe immer fest an jedes Wort des Meisters geglaubt.
Aber viele werden bezweifeln, daß das zu Staub zerfallene Fleisch nach Jahrhunderten und Jahrtausenden wieder ein lebendiger Körper werden kann.
Diesen werde ich sagen können, indem ich auf die erhabensten Dinge schwöre, daß nicht nur Christus wieder lebendig geworden ist durch seine eigene göttliche Macht, sondern daß auch seine Mutter, nachdem sie drei Tage tot gewesen war – wenn man ein solches Hinscheiden Tod nennen kann – wieder ins Leben zurückgekehrt ist und mit Leib und Seele ihren Platz in der ewigen himmlischen Wohnung an der Seite ihres Sohnes eingenommen hat.

Ich werde sagen können: „Glaubt, ihr Christen alle, an die Auferstehung des Fleisches am Ende der Zeiten und an das ewige Leben der Seele und des Leibes; ein seliges Leben für die Heiligen, ein schreckliches für die unbußfertigen Sünder.

S 6133
Glaubt und lebt als Heilige, wie Jesus und Maria als Heilige lebten, um wie sie in den Himmel einzugehen. Ich habe ihre Leiber zum Himmel auffahren sehen. Und ich kann es bezeugen.
Lebt als Gerechte, um eines Tages in der neuen ewigen Welt mit Seele und Leib bei Jesus, der Sonne, und Maria, dem Stern aller Sterne, sein zu können.“ Ich danke dir noch einmal, mein Gott! Und nun will ich sammeln, was von ihr noch geblieben ist, die Blumen, die aus ihrem Gewand gefallen sind und die Ölzweige, die noch auf dem Bett liegen, und alles wohl aufbewahren. Sie werden dienen . . . Ja, sie werden dazu dienen, meinen Brüdern Hilfe und Trost zu spenden.
Meinen Brüdern, auf die ich vergeblich gewartet habe. Früher oder später werde ich sie wiederfinden . . .
« Er sammelt auch die einzelnen Blütenblätter in seinen Mantel, die sich im Fallen abgelöst haben, und kehrt in das Zimmer zurück. Dann betrachtet er aufmerksam die Öffnung über dem Bett und ruft: »Ein weiteres Wunder! Eine andere wunderbare Verhältnismäßigkeit der Wunder im Leben Jesu und Marias. Er, Gott, ist selbst auferstanden, sein Wille hat den Stein vom Grab entfernt, und aus eigener Kraft ist er in den Himmel aufgefahren. Allein. Für Maria, die Heiligste, aber die Tochter von Menschen, haben Engel eine Öffnung für ihre Himmelfahrt geschaffen, und wiederum mit Hilfe von Engeln wurde sie aufgenommen.

In den Leib Christi kehrte die Seele zurück, als er noch auf Erden weilte, denn so mußte es sein, um seine Feinde zum Schweigen zu bringen und alle seine Anhänger im Glauben zu bestärken.
In Maria kehrte die Seele zurück, als ihr heiligster Leib sich schon an der Schwelle des Paradieses befand, denn für sie war nichts weiter nötig. Vollkommene Macht der unendlichen Weisheit Gottes . . . !
« Johannes legt nun die Blumen und Zweige, die auf dem Bett zurückgeblieben sind, auf ein Tuch, zusammen mit denen, die er draußen gesammelt hat, und legt alles auf den Deckel der Truhe.

S 6134
Dann öffnet er sie und legt das kleine Kopfkissen Marias und ihre Bettdecke hinein, geht in die Küche hinunter und holt noch andere Gegenstände, die sie benützt hat: die Spindel, den Rocken und das Geschirr, und tut alles zu den übrigen Dingen in die Truhe. Endlich schließt er die Truhe, setzt sich auf den Hocker und ruft aus:
»Nun ist alles vollbracht, auch für mich!
Nun bin ich frei zu gehen, wohin der Geist des Herrn mich hinführen wird. Zu gehen, das göttliche Wort auszusäen, das der Meister mir gegeben hat, damit ich es an die Menschen weitergebe und sie die Liebe lehre. Nun kann ich sie lehren, damit sie an die Liebe glauben und an ihre Macht.

Sie werden erfahren, was der Gott der Liebe für die Menschen getan hat, und sein Opfer, seine Sakramente und die ewigen Riten kennenlernen, durch die wir bis ans Ende der Zeiten mit Jesus Christus in der Eucharistie verbunden sein und den Ritus und das Opfer erneuern können, wie er es uns aufgetragen hat.
Alles Geschenke der vollkommenen Liebe!

Die Liebe lieben zu lehren, damit die Menschen an sie glauben, wie wir geglaubt haben und glauben.
Die Liebe zu säen, auf daß die Ernte und der Fischfang für den Herrn reich seien.

Die Liebe vermag alles, hat Maria gesagt, als sie das letzte Mal zu mir gesprochen hat; zu mir, den sie mit Recht den Liebenden in der Gruppe der Apostel genannt hat, den Liebenden schlechthin, das Gegenstück zu Iskariot, der der Haß war, so wie Petrus das Ungestüm, Andreas die Sanftmut und die Söhne des Alphäus die Heiligkeit und die Weisheit und auch die Vornehmheit waren . . .

Ich, der Liebende, werde nun, da ich den Meister und die Mutter nicht mehr auf Erden lieben kann, die Liebe zu den Völkern bringen.
Die Liebe soll meine Waffe und Lehre sein.
Durch sie werde ich den Satan und das Heidentum besiegen und viele Seelen gewinnen.
Und so werde ich Jesus und Maria fortsetzen, die die vollkommene Liebe auf Erden waren.«

S 6135
 Di, 15. Aug 2023 um 17:34 MESZ von Gast

Re: Maria Himmelfahrt- 15. August... Nach dem Tod der Heiligen Jungfrau- nach Anna Katharina Emmerich



Quelle:https://www.kathpedia.com/index.php?title=Anna_Katharina_Emmerich:_Leben_der_heiligen_Jungfrau_Maria#84._Nach_dem_Tod_der_heiligen_Jungfrau

84. Nach dem Tod der heiligen Jungfrau

Nun deckten die Frauen eine Decke über den heiligen Leib, und die Apostel und Jünger begaben sich in den vorderen Teil des Hauses. Das Feuer des Herdes ward zugedeckt, alles Geräte des Hauses ward beiseite geräumt und verdeckt. Die Frauen verhüllten und verschleierten sich und saßen im Vorhaus in der Kammer an der Erde zusammen und hielten abwechselnd kniend und sitzend eine Totenklage. - Die Männer verhüllten das Haupt mit jener Zeugbahn, die sie um den Hals trugen, und hielten einen Trauergottesdienst.

Zwei knieten immer abwechselnd betend zu Häupten und Füßen des heiligen Leibes. Matthäus und Andreas gingen auf dem Kreuzwege der heiligen Jungfrau bis zu der letzten Station, jener Höhle, die das Grab Christi vorstellte.

Sie hatten Werkzeuge bei sich, um das Grablager noch mehr auszuarbeiten, denn hier sollte der Leib der heiligen Jungfrau ruhen. Die Grabhöhle war nicht so geräumig wie das Grab des Herrn und kaum so hoch, dass ein Mann aufrecht hineingehen konnte. Der Boden senkte sich beim Eingang, dann stand man vor dem Totenlager wie vor einem schmalen Altar, über den sich die Felsenwand herüberwölbte. Die beiden Apostel arbeiteten noch manches daran aus und bereiteten eine Türe, die man vor das Grablager schließend setzte. In dem Grablager war eine Vertiefung von der ungefähren Form eines eingehüllten Leibes, an dem Kopf etwas erhöht ausgehöhlt. Vor der Höhle war wie vor Christi Grab ein durch Stangen umzäuntes kleines Gärtchen. Nicht weit davon lag die Station des Kalvarienberges auf einem Hügel, es war kein Kreuz darauf errichtet, sondern nur in einem Stein eingehauen; es war wohl eine halbe Stunde Wegs von Mariä Wohnhaus bis hierher.

Viermal habe ich die Apostel, welche bei dem heiligen Leibe betend wachten, abwechseln sehen.

Heute sah ich eine Anzahl Frauen, worunter ich mich einer Tochter Veronikas und der Mutter des Johannes Markus erinnere, kommen, um den Leib zur Beerdigung zu bereiten. Sie brachten Tücher und Gewürze mit, um ihn auf jüdische Weise zu balsamieren. Alle hatten sie auch kleine Töpfe, mit einem noch frischen Kraut, zugetragen.

Das Haus ward geschlossen, sie hatten Lichter bei ihrem Geschäft, die Apostel beteten in der Vorstube chorweise.

- Die Frauen legten den Leib der heiligen Jungfrau in seiner ganzen Einhüllung von dem Sterbelager in einen langen Korb, der mit dicken, grobgeflochtenen Decken oder Matten so hoch angefüllt war, dass der Leib über ihm erhoben lag. Jetzt hielten zwei Frauen ein breites Tuch über dem Leibe ausgespannt, und zwei andere entkleideten den Leib unter diesem Tuche von seiner Hülle und Kopfbedeckung, so, dass er nur mit dem langen wollenen Hemde bekleidet war. Sie schnitten die schönen Locken der heiligen Jungfrau zu ihrem Andenken ab. Ich sah hierauf, dass diese beiden Frauen den heiligen Leib wuschen, sie hatten etwas Krauses in den Händen, wahrscheinlich Schwämme, das lange Hemd, das den Leib bedeckte, war zertrennt. Sie verfuhren mit großer Scheu und Ehrfurcht, sie wuschen den Leib mit den Händen unter der übergehaltenen Decke, ohne ihn anzublicken, denn die Decke trennte ihre Augen von demselben. Jede Stelle, welche der Schwamm berührt hatte, ward sogleich wieder bedeckt, die Mitte des Leibes blieb verhüllt, nicht die kleinste Entblößung fand statt. Eine fünfte der Frauen drückte die Schwämme in ein Becken aus und füllte sie neuerdings, dreimal sah ich das Becken in eine Grube bei dem Hause ausleeren und frisches Wasser zutragen. - Der heilige Leib ward mit einer neuen offenen Hülle bekleidet und mittels untergelegter Tücher ehrerbietig auf eine Tafel gehoben, auf welcher schon die Leichentücher und Binden zum bequemen Gebrauch nach der Ordnung untergelegt waren. Sie wickelten nun den Leib von den Fußknöcheln bis gegen die Brust in die Tücher und Binden fest ein; Haupt, Brust, Hände und Füße waren noch frei von den Binden.

Die Apostel hatten indes dem feierlichen Opfer des Petrus beigewohnt und das heilige Sakrament mit ihm empfangen, worauf ich Petrus und Johannes noch in großen bischöflichen Mänteln aus dem Vorhaus zu dem heiligen Leibe hereintreten sah. Johannes trug ein Salbengefäß, und Petrus tauchte den Finger der rechten Hand hinein und salbte die Stirne, die Mitte der Brust, die Hände und Füße der heiligen Jungfrau unter Gebet. Es war dieses nicht die Letzte Ölung, welche sie noch lebend empfangen. Er strich mit der Salbe über Hände und Füße, Stirn und Brust bezeichnete er mit Kreuzen. Ich glaube es war Ehrerweisung gegen den heiligen Leib, wie es auch bei der Beerdigung des Herrn geschehen ist. -

Als die Apostel hinweggegangen, setzten die Frauen die Leichenbereitung fort. Sie legten dem heiligen Leibe Myrrhenbüsche unter die Arme in die Achselhöhlen und in die Herzgrube, sie füllten den Raum zwischen den Schultern, um den Hals und um die Kinnladen und die Wangen damit aus; auch die Füße lagen ganz von solchen Gewürzbüschen umgeben. Nun kreuzten sie die Arme über die Brust, schlugen den heiligen Leib in das große Grabtuch ein und wickelten ihn vermittelst der unter dem einen Arm eingeklemmten Binde wie eine lange Puppe, über dem Angesicht lag ein durchsichtiges Schweißtuch zurückgeschlagen, und man sah es weiß und leuchtend zwischen den Kräuterbüschen ruhen. Nun legten sie den heiligen Leib in den Sarg, der wie ein Bettchen zur Seite stand, er war wie ein Brett mit niederem Rand und hatte eine leichte, gewölbte Decke und war wie ein länglicher Korb.

Jetzt legten sie ihm einen Kranz von weißen, roten und himmelblauen Blumen als Zeichen der Jungfräulichkeit auf die Brust. -
Nun traten alle Apostel, Jünger und Anwesende herein, um das liebe heilige Antlitz noch einmal zu sehen, ehe es verhüllt war.

Sie knieten unter vielen Tränen still um die heilige Jungfrau herum und berührten die auf der Brust eingewickelten Hände Marias, Abschied nehmend, worauf sie sich hinwegbegaben. Jetzt nahmen auch die heiligen Frauen den letzten Abschied, verhüllten dann das heilige Angesicht und deckten den Deckel über den Sarg, den sie mit grauen Binden an beiden Enden und in der Mitte umwickelten. - Hierauf sah ich den Sarg auf eine Tragbahre legen und von Petrus und Johannes auf den Schultern aus dem Hause hinaustragen. Sie müssen wohl gewechselt haben, denn ich sah später sechs Apostel als Träger, vorn Jakob den Kleineren und Größeren, in der Mitte Bartholomäus und Andreas und hinten Thaddäus und Matthäus. Die Tragestangen steckten wohl in einer Matte oder einem Leder, denn ich sah den Sarg zwischen ihnen wie in einer Wiege hängen. Ein Teil der anwesenden Apostel und Jünger ging voraus, andere und die Frauen folgten. Es dämmerte schon, und es wurden vier Leuchter auf Stangen um den Sarg getragen. - So ging der Zug auf dem Kreuzweg Marias bis zur letzten Station und kam über den Hügel dem Stationsstein vorüber zur Rechten des Grabeinganges an. Hier setzten sie den heiligen Leib nieder, und vier brachten ihn in die Grabhöhle und legten ihn in das ausgetiefte Totenlager. Alle Anwesenden gingen noch einzeln hinein, legten Gewürze und Blumen umher, knieten und opferten Tränen und Gebet.
Es waren viele, Schmerz und Liebe machten sie verweilen; es war schon Nacht, als die Apostel den Grabeingang verschlossen. Sie machten einen Graben vor dem engen Eingang der Höhle und pflanzten ein Flechtwerk von verschiedenen grünen, teils blühenden, teils Beeren tragenden Sträuchern, die sie mit den Wurzeln anderwärts ausgehoben hatten, hinein; so dass auch keine Spur von dem Eingang zu sehen war, um so mehr, da sie eine nahe Quelle vor diesem Busche vorüber leiteten. Man konnte nicht anders mehr in die Höhle, als wenn man sich von der Seite hinter dem Strauche hineindrängte. - Sie kehrten zerstreut zurück und verweilten noch hie und da betend auf dem Kreuzwege, einzelne wachten auch im Gebet bei dem Grabe. -

Die Heimkehrenden sahen aus der Ferne ein wunderbares Leuchten über dem Grabe Mariä und waren dadurch gerührt, ohne zu wissen, was es eigentlich sei.

Ich sah es auch und erinnere mich aus vielem anderen nur noch so viel davon.
Es war, als senke sich vom Himmel eine Lichtbahn gegen das Grab nieder und eine feine Gestalt in ihr, gleich der Seele der heiligen Jungfrau, begleitet von der Gestalt unseres Herrn; aus dem Grabe aber erhob sich der Leib Marias leuchtend mit der leuchtenden Seele vereinigt und zog mit der Erscheinung des Herrn zu dem Himmel empor. Alles das liegt noch gleich einer Ahnung und doch deutlich vor meiner Erinnerung.
Ich sah in der Nacht mehrere Apostel und heilige Frauen in dem Gärtchen vor dem Grabfelsen beten und singen.

Es senkte sich aber eine breite Lichtbahn von dem Himmel zu dem Felsen, und ich sah sich in ihr eine Glorie von drei Kreisen, von Engeln und Geistern niederbewegen, welche die Erscheinung unseres Herrn und der leuchtenden Seele Marias umgaben.
Die Erscheinung Jesu Christi mit hellstrahlenden Wundmalen schwebte vor ihr her. Um die Seele Mariä sah ich im innersten Kreis der Glorie nur kleine Kindergestalten, im zweiten Kreis erschienen sie wie von sechsjährigen Kindern und im äußersten gleich erwachsenen Jünglingen.
Nur die Angesichter erkannte ich deutlich, alles übrige sah ich nur wie schimmernde Lichtgestalten.
Als diese Erscheinung, immer deutlicher werdend, sich bis auf den Felsen ergossen hatte, sah ich von ihr bis hinauf in das himmlische Jerusalem eine leuchtende Bahn eröffnet. - Nun aber sah ich die Seele der heiligen Jungfrau, welche der Erscheinung Jesu folgte, bei dieser vorüber durch den Felsen in das Grab niederschweben und bald darauf, mit ihrem verklärten Leibe vereinigt, viel deutlicher und leuchtender aus demselben heraussteigen und mit dem Herrn und der ganzen Glorie in das himmlische Jerusalem hinaufziehen, worauf aller Glanz wieder einsank und der stille Sternhimmel die Gegend bedeckte.

Ob die vor dem Grabe betenden Apostel und heiligen Frauen alles dieses auch so gesehen haben, weiß ich nicht, aber ich sah, dass sie anbetend und staunend emporschauten oder sich erschüttert mit dem Gesicht auf die Erde niederwarfen.

Auch sah ich, wie einzelne, die betend und singend auf dem Kreuzwege mit der Tragbahre heimzogen und bei den einzelnen Stationen verweilten, sich mit großer Rührung und Andacht nach dem Lichte über dem Grabfelsen hinwendeten.

So habe ich denn die heilige Jungfrau nicht gewöhnlich sterben und nicht zum Himmel fahren sehen, sondern zuerst ihre Seele, dann ihren Leib von der Erde entnommen werden.

Heimgekehrt, nahmen die Apostel und Jünger einige Speisen zu sich und gingen dann zur Ruhe. Sie schliefen außer dem Hause in angebauten Schoppen. Die Magd Mariä, welche in dem Hause zurückgeblieben war, um manches zu ordnen, und andere Frauen, welche zu ihrer Hilfe noch hier verweilten, schliefen in dem Raume hinter der Feuerstelle, wo die Magd während dem Begräbnis alles weggeräumt hatte, so dass es nun hier aussah wie in einer kleinen Kapelle, in welcher fortan die Apostel beteten und opferten.

Heute Abend sah ich die Apostel noch im Gebet und Trauer in ihrem Raume. Die Frauen waren schon zur Ruhe gegangen. Da sah ich den Apostel Thomas, mit zwei Begleitern reisemäßig geschürzt, vor dem Gitter des Hofes anlangen und pochen, dass man ihm öffne. - Es kam ein Jünger mit ihm, er hieß Jonathan und war der heiligen Familie verwandt.

Sein anderer Begleiter war ein sehr einfältiger Mann aus dem Lande, wo der fernste der heiligen drei Könige herkam, welches ich immer Partherme nenne, weil ich die Namen nicht genau behalten kann. Thomas hat ihn von daher mitgebracht, er trug ihm seinen Mantel und war wie ein kindlich gehorsamer Knecht. - Ein Jünger öffnete die Türe, und da Thomas mit Jonathan in den Raum der Apostel ging, befahl er seinem Diener, vor der Türe sitzen zu bleiben. Der gute braune Mann tat alles, was man ihm befahl, er setzte sich gleich ruhig nieder. Oh, wie waren sie betrübt, als sie hörten, dass sie zu spät gekommen. Thomas weinte wie ein Kind, da er von Mariä Tod hörte. Die Jünger wuschen ihnen die Füße und erquickten sie ein wenig. Indessen waren die Frauen erwacht und aufgestanden, und als sie sich zurückzogen, führte man Thomas und Jonathan an die Stelle, wo die heilige Jungfrau gestorben.
Sie warfen sich an die Erde und benetzten sie mit Tränen.
Thomas kniete auch noch lange betend an Mariä Altärchen.
Seine Trauer war unaussprechlich rührend, ich muss noch weinen, wenn ich daran denke. -
Als die Apostel mit ihrem Gebete, das sie nicht unterbrochen hatten, fertig geworden waren, gingen sie alle, die Angekommenen zu bewillkommnen.
Sie fassten Thomas und Jonathan unter den Armen, zogen sie von den Knien auf, umarmten sie und führten sie in den vorderen Raum des Hauses und erquickten sie mit kleinen Broten und Honig, und sie tranken aus kleinen Krügen und Bechern. Sie beteten auch nochmals zusammen und umarmten sich alle untereinander.

Nun aber verlangten Thomas und Jonathan nach dem Grabe der heiligen Jungfrau, und die Apostel zündeten Leuchten an, die auf Stangen befestigt waren, und zogen alle mit ihnen hinaus auf dem Kreuzwege Mariä zu ihrem Grabe. Sie sprachen nicht viel, sie verweilten bei den Stationssteinen ein wenig, gedachten des Leidensweges des Herrn und der mitleidenden Liebe seiner Mutter, welche diese Gedenksteine hier gegründet und so oft mit ihren Tränen begossen hatte.

Bei dem Grabfelsen angekommen, warfen sich alle umher auf die Knie nieder, Thomas aber eilte mit Jonathan zuerst nach dem Eingang der Höhle, Johannes folgte ihnen. Zwei Jünger bogen das Gesträuch vor dem Eingang zurück, und sie traten hinein und knieten mit ehrfürchtiger Scheu vor dem Totenlager der heiligen Jungfrau nieder. -
Dann nahte sich Johannes dem leichten Korbsarge, der etwas über das Totenlager hervorragte, löste die drei grauen Binden auf, welche den Deckel umschlossen, und stellte diesen zur Seite, nun leuchteten sie in den Sarg und sahen mit tiefer Erschütterung die Grabtücher des heiligen Leibes in der ganzen Form der Einhüllung leer vor sich liegen.

Über dem Angesicht und der Brust waren sie auseinandergeschlagen, die Umwindungen der Arme lagen leicht aufgelöst, doch noch in gewickelter Form, wie sie gelegen, aber der verklärte Leib Marias war nicht mehr auf der Erde.

Sie blickten mit aufgehobenen Armen staunend empor, als sei der heilige Leib ihnen jetzt erst entschwunden, und Johannes rief zu der Höhle hinaus:

„Kommt und staunet, sie ist nicht mehr hier!"

Da traten sie alle paarweise in die enge Höhle und sahen mit Staunen die leeren Grabtücher vor sich liegen, und hinausgetreten, knieten alle zur Erde, sahen die Arme gen Himmel hebend empor, weinten und beteten, priesen den Herrn und seine liebe verklärte Mutter, ihre liebe, treue Mutter, wie treue Kinder mit mancherlei süßen Liebesworten, wie der Geist sie ihnen auf die Lippen legte. -

Da erinnerten sie sich wohl und gedachten jener Lichtwolke, welche sie gleich nach der Begrabung auf dem Heimwege aus der Ferne gesehen, wie sie auf den Grabhügel niedergesunken und dann wieder emporgeschwebt war. -

Johannes aber nahm die Grabtücher der heiligen Jungfrau mit großer Ehrfurcht aus dem Sargkorbe, faltete und rollte sie ordentlich zusammen und nahm sie zu sich, dann legte er den Deckel wieder über den Sarg und band ihn wieder mit den Binden zu.

- Nun verließen sie die Grabhöhle, deren Eingang wieder mit dem Gesträuche geschlossen ward. -
Betend und Psalmen singend, wandelten sie auf dem Kreuzwege zu dem Hause.
Hier gingen sie alle in den Wohnraum Mariä.

Johannes legte hier die Grabtücher ehrerbietig auf das Tischchen vor dem Betwinkel der heiligen Jungfrau.

Thomas und die anderen beteten noch auf der Stelle, wo sie gestorben. -
Petrus zog sich abgesondert zurück, als habe er eine geistliche Betrachtung; vielleicht bereitete er sich vor, denn ich sah hierauf den Altar vor dem Betort Mariä, wo deren Kreuz stand, aufrichten und Petrus einen feierlichen Gottesdienst hier halten, die übrigen standen reihenweise hinter ihm und beteten und sangen wechselseitig.

Die heiligen Frauen standen mehr zurück an den Türen und an der Rückseite der Feuerstelle.

Der einfältige Knecht des Thomas war ihm aus dem fernen Lande, wo er zuletzt gewesen, gefolgt. Er hatte ein ganz fremdes Aussehen. Er hatte kleine Augen, eine eingedrückte Stirne und Nase und hohe Backenknochen. Seine Farbe war bräunlicher als hierzulande. Er war getauft und außerdem aber ganz wie ein unerfahrenes, gehorsames Kind. Er tat alles, was man ihm befahl, er blieb stehen, wo man ihn hinstellte, sah hin, wo man es gebot, und lachte jedermann an. Wo Thomas ihm gesagt hatte, sich hinzusetzen, da blieb er sitzen, und als er Thomas weinen sah, weinte auch er bitterlich. Dieser Mensch ist immer bei Thomas geblieben, er konnte große Lasten tragen, und ich habe ihn ganz gewaltige Steine heranschleppen sehen, als Thomas eine Kapelle baute.

Ich sah nach dem Tode der heiligen Jungfrau die versammelten Apostel und Jünger oft beieinander im Kreise stehen und sich gegenseitig erzählen, wo sie gewesen, und was ihnen begegnet war. - Ich habe alles gehört, es wird mir schon wieder einfallen, wenn es Gottes Wille ist.

20. August 1820 und 1821. -
Nach mannigfacher Andacht haben die anwesenden Jünger nun meist Abschied genommen und sind wieder ihrem Berufe nachgezogen. Beim Hause sind noch die Apostel und Jonathan, der mit Thomas kam, und des Thomas Knecht anwesend. - Aber sie werden nun auch alle abreisen, sobald sie mit ihrer Arbeit fertig sind. Sie arbeiten nämlich alle daran, den Kreuzweg Mariä von Unkraut und Steinen zu reinigen und mit schönen passenden Sträuchern, Kräutern und Blumen zu verzieren. Sie tun dies alles unter Beten und Singen; es ist gar nicht zu sagen, wie rührend das anzusehen ist, es ist alles wie ein ernster Gottesdienst der trauernden Liebe, gar beweglich und doch so lieblich.
Sie schmücken wie treue Kinder die Fußstapfen ihrer und ihres Gottes Mutter; die Fußstapfen, mit welchen sie den Marterpfad ihres göttlichen Kindes zum Erlösertode für uns in mitleidender Andacht gemessen hat.
Den Eingang in das Grab Mariä schlossen sie ganz, indem sie die vorgepflanzten Sträucher mit Erde fester anschlossen und den Graben davor verstärkten.
Das Gärtchen vor dem Grab reinigten und verzierten sie und gruben einen Gang von der Rückseite des Grabhügels bis zu der hinteren Wand des Totenlagers und meißelten dort eine Öffnung in den Felsen, durch welche man auf das Grablager blicken konnte, wo der Leib der heiligsten Mutter geruht, die der sterbende Erlöser ihnen allen und seiner Kirche in Johannes am Kreuze übergeben hatte.
Oh, sie waren getreue Söhne, gehorsam dem vierten Gebot, und lange werden sie und ihre Liebe leben auf Erden! -

Sie errichteten auch eine Art Zeltkapelle über der Grabhöhle, sie spannten ein Zelt von Teppichen und umgaben und deckten es mit Flechtwerk von Reisern.

Sie bauten ein Altärchen hinein.

Sie legten einen Stein als Stufe, richteten einen Stein auf und legten eine große ebene Steinplatte darüber.
Hinter dieses Altärchen hängten sie einen kleinen Teppich an die Wand, auf welchen das Bild der heiligen Jungfrau ganz schlicht und einfach gewebt oder gestickt war, und zwar in bunten Farben, wie sie in ihrem Festkleide gekleidet war, braun und blau und rot gestreift. -
Sie hatten, als sie fertig waren, einen Gottesdienst dort, wobei sie alle mit emporgehobenen Händen kniend beteten. - Sie richteten den Wohnraum Mariä in dem Hause ganz zu einer Kirche ein.

Die Magd Mariä und einige andere Frauen blieben darin wohnen, und es wurden zwei Jünger, worunter einer von den Hirten jenseits des Jordans hier zurückgelassen zum geistlichen Troste der umherwohnenden Gläubigen. - Bald hierauf trennten sich auch die Apostel; Bartholomäus, Simon, Judas, Thaddäus, Philippus, Matthäus zogen zuerst nach einem rührenden Abschiede wieder nach ihren Berufsorten. Die übrigen, außer Johannes, der noch etwas verweilte, zogen vereint zuerst noch nach Palästina, wo sie sich auch wieder verteilten. Es waren viele Jünger dort, auch mehrere Frauen zogen von Ephesus mit nach Jerusalem. Maria Markus tat dort sehr viel für die Gemeinde, sie hatte eine Genossenschaft für wohl 20 Frauen errichtet, welche gewissermaßen klösterlich lebten, fünf derselben lebten ganz bei ihr im Haus. - Die Jünger versammelten sich immer bei ihr. Die christliche Gemeinde hatte die Kirche am Teiche Bethesda noch inne usw.
Am 22. August sagte sie:
Johannes allein ist noch in dem Hause. Alle anderen sind bereits abgereist. Ich sah Johannes nach dem Willen der heiligen Jungfrau die Kleider derselben an ihre Magd und eine andere Jungfrau verteilen, welche manchmal ihr zu dienen kam. Es war einiges aus Stoffen der heiligen drei Könige darunter. Ich sah zwei lange weißliche Kleider, mehrere lange Hüllen und Schleier, auch Decken und Teppiche. -
Ich sah auch jenes gestreifte Überkleid ganz deutlich, das sie zu Kana und auf dem Kreuzweg angehabt und wovon ich ein kleines Streifchen besitze. -
Einiges kam zur Kirche, und zum Beispiel aus dem schönen Brautkleid, himmelblau mit Gold durchnäht und mit Rosen bestreut, ward ein Opferornat für die Bethesdakirche in Jerusalem bereitet.
In Rom sind noch Reliquien davon.
Ich sehe sie, weiß aber nicht, ob man sie kennt.
Maria hat es nur, während sie getraut ward, angehabt, nachher nie wieder.

Alles dieses Leben, Handeln und Wandeln ging still und heimlich, doch ohne jene Angst wie heutzutage vor sich.
Die Verfolgung war noch keine Späherei geworden und der Friede nicht gestört.