Gottes Neue Bibel

Die Heilkraft des Sonnenlichts

- Kapitel 11 -

Ein Sonnenheilmittel gegen die Pest und das Gelbe Fieber

Ihr kennt schon seit euren Kinderjahren eine Wurzel, und diese ist keine andere als der echte asiatische Rhabarber.
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Im echten Rhabarber liegt eine übergroße Heilkraft, selbst wenn man ihn in rohem Zustande entweder als Pulver oder in Stückchen (aber dann freilich im Munde etwas zerkaut) einnimmt. Noch mehr aber bewährt sich die Heilkraft, so diese Wurzel auf nachstehende Weise präpariert wird:
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Man nehme einige Lot von dieser Wurzel und pulverisiere sie, aber nicht allzu fein, setze dieses Pulver auf die schon bekannte Weise in einem dazu geeigneten Gefäß den Sonnenstrahlen aus und überdecke es zur Nachtzeit mit einem reinen, schwarzen Lammfell, das man tagsüber, und zwar die rauhe Wollseite, gleichfalls den Sonnenstrahlen aussetzen kann.
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Die Wolle soll jedoch nicht knapp auf das Pulver zu liegen kommen. Am besten ist es, so man aus dem Lammfell ein geradeso großes Quadratstück herausschneidet, als wie groß das Gefäß (Tasse) ist, und dann dasselbe auf ein gleichgroßes Quadratbrettchen mit der glatten Seite des Fells anklebt. So das Fell eine etwas zu lange Wolle hätte, so stutzt man dieselbe mit einer Schere und reinigt das Fell dann gehörig mit einer Bürste.
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Wenn die Sonne stark ist, so genügen 8 bis 10 Tage des Aussetzens; ist sie aber schwächer, dann müßte die Zeit des Aussetzens verdoppelt werden.
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An den Tagen, an denen ein Nordwind weht, kann das Pulver auch in die freie Luft gesetzt werden, wenn auch die Sonne zufolge starker Nebelzüge gerade nicht immer auf das Pulver scheinen könnte. In diesem Falle ist die Nordluft soviel wert wie der Sonnenstrahl.
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Wenn das besagte Pulver präpariert ist, so ist es dann auf gleiche Weise aufzubewahren wie die früheren Medikamente. Gut tut man, wenn man das Aufbewahrungsgefäß in dasselbe Lammfell einwickelt, mit dem man vorher das Pulver zur Nachtzeit zugedeckt hat.
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Auf diese Weise hat man nun ein Hauptmedikament, das beinahe in allen Krankheiten, morgens und abends 7 bis 10 Gran eingenommen, sichere Heilung bewirkt, wenn die Krankheit nicht schon das letzte Stadium erreicht hat.
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Wenn irgendwo die Schwarze Pest oder das Gelbe Fieber grassiert, wird dieses Pulver - zeitig genug, aber allzeit ½ Lot groß eingenommen - schnelle und vollkommene Heilung bewirken; aber zu spät eingenommen, was bei diesen Krankheiten sehr leicht der Fall sein kann, weil sie gewöhnlich einen schnellen Verlauf haben, würde natürlich mit diesem Heilmittel wenig ausgerichtet sein.
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Für diesen Fall will Ich euch eine andere Wurzel anzeigen, die in Asien auf den höheren Gebirgen gefunden wird. Diese Wurzel wächst wohl auch in der Tiefe, hat aber dann ein etwas gelbes Aussehen und ist nicht so kräftig wie die weiße. Ihr Name ist Jaisung und wird manchmal auch Jensing (Ginseng) genannt.
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Diese Wurzel wird ebenso präpariert wie der Rhabarber, nur muß sie in fünffach geringerer Dosis eingenommen werden als der Rhabarber.
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In verhältnismäßig stärkerer Dosis heilt sie, wie gar kein anderes Mittel, die Schwarze Pest und das Gelbe Fieber, oft auch im dritten Stadium noch. Besonders bei der Schwarzen Pest ist noch zu bemerken, daß die Zimmer von solchen Patienten des Tages öfter mit geschabtem Bockshorn und Wacholderbeeren zu durchräuchern sind. Wenn das Übel sehr grassiert, ist es auch von guter Wirkung, einen oder zwei Ziegenböcke in das Zimmer der Kranken zu stellen.
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Wenn man das alles also beachtet, kann diese Schwarze Pest noch so sehr in einem Orte grassieren, so wird sie dadurch von solch einem Hause abgehalten. Und werden die Räucherungen allgemein gebraucht, so wird sie auch binnen längstens drei Tagen gänzlich verschwinden.
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Im Falle besonderer Intensität dieses Übels kann zu dem Räucherwerk auch ein wenig von dem Rhabarberpulver hinzugenommen werden.
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Hier habt ihr also die versprochenen Mittel gegen die zwei tödlichsten Übel auf dieser Erde.
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Hauptsächlich wäre der Gebrauch sowohl des Rhabarberpulvers als auch des Jensings zur Wiederbelebung sehr geschwächter, oft ganz eingetrockneter Nerven vorzugsweise anzuempfehlen sowie auch gegen alle Übel, die einer gewissen Seuche entspringen.
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Hier in Graz werdet ihr den Jensing schwerlich ganz echt bekommen; aber in Triest, Paris, London, auch in Hamburg, ist er ganz echt zu haben, - jedoch um einen kaum erschwinglich hohen Preis.
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Die fünfmal schwächere amerikanische Jensingwurzel tut, in reichlicherer Dosis genommen, denselben Dienst. Sie kommt in Amerika, südlich und nördlich, vor. Die südliche ist besser als die nördliche.

Fußnoten