Biographisches Evangelium des Herrn von der Zeit an, da Joseph Mariam zu sich nahm
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8. Februar 1844 |
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 yrenius weckte aber auch sogleich seine Dienerschaft und berief sie, daß sie ihm zur Rede stehe, wie solche Verräterei geschah.
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Die Dienerschaft erschrak über diesen Anblick und sprach zum erzürnten Statthalter:
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,,Allergestrengster, gerechtester und mächtigster Herr, Herr! - Die Götter sollen unsere Zeugen sein, daß wir von allem dem nicht eine Silbe wußten!
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Wir wollen alle des Todes sein, so wir daran nur die allergeringste Teilnahme oder selbst nur die geringste Wissenschaft haben!"
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Und der Cyrenius sprach: ,,Also schaffet denn diese Leichen hinaus und beerdiget sie vor dieser Burg auf dem offenen Platze zum abschreckenden Beispiele für alle jene, die etwa noch ihres Sinnes wären!"
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Die Dienerschaft aber hatte eine große Furcht vor den drei Löwen, die noch das Lager des Cyrenius strenge bewachten, und sprach:
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,,O Herr, Herr! Siehe, wir getrauen uns nicht, hier etwas anzurühren; denn die drei Bestien sehen zu grimmig aus und könnten uns das tun, was sie diesen Meuterern taten?!"
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Und der Cyrenius sprach: ,,Wer aus euch redlichen Gewissens ist, der trete hervor und überzeuge sich, daß auch diese grimmigen Tiere die Treue respektieren!"
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Auf diese Rede des Cyrenius traten bis auf einen alle hervor, und die Löwen taten ihnen nicht das mindeste zuleide.
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Cyrenius aber fragte den Zurückgebliebenen: ,,Warum bleibst denn du zurück, während du doch siehst, wie deine Kameraden von den Löwen nicht im allergeringsten beleidigt werden?!"
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Und der Gefragte sprach: ,,Herr, Herr, sei mir barmherzig; denn ich habe ein unreines Gewissen!"
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Und der Cyrenius fragte ihn: ,,Worin besteht denn die Unreinheit deines Gewissens? - Rede, willst du nicht sterben!"
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Und der Gefragte sprach: ,,Herr, Herr! - ich wußte von diesem Verrat seit gestern morgen, wollte aber dir nichts davon kundtun, weil ich bestochen ward mit hundert Silbers!
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Denn ich dachte mir, du würdest ohnehin gerettet werden, wie der weise Mann draußen in der Villa gerettet ward, und so nahm ich das Silber an."
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Hier sprang der Cyrenius auf und sprach: ,,Also muß denn ein jeder ehrliche Menschenfreund unter seinen Dienern und Freunden auch einen Teufel haben!?
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Du elender Schurke, da tritt her vor das Gericht Gottes! Findest du Gnade vor diesem Gericht, da will auch ich dich nicht richten;
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findest du aber vor diesem Gerichte keine Gnade, so bist du schon gerichtet für ewig!"
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Hier fing der Gefragte und also Beheißene an zu zagen und sank ohnmächtig zusammen.
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Da stand ein Löwe auf, bewegte sich hin zu dem Ohnmächtigen, erfaßte dessen Hand und schleppte ihn ganz behutsam hin vor den Cyrenius, allwo der Schuldige regungslos liegenblieb.
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Dann aber sprang derselbe Löwe mit großer Hast in das offene Gemach und packte im selben einen Ballen, zog ihn hervor und zerriß ihn in tausend Stücke.
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Und die hundert Silbers kamen zum Vorscheine, die der Diener für sein Schweigen erhielt.
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Der Cyrenius staunte nicht wenig über diese Erscheinung.
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Der Löwe aber faßte darauf wieder den Schuldigen am Arme, zog ihn in das Seitengemach und legte ihn gerade an die Stelle hin, wo ehedem der Ballen lag.
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Da versetzte er ihm einige Schweifhiebe, die den Betäubten wieder zu sich brachten, und tat ihm sonst nichts an.
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Darauf kam der Löwe wieder zurück an seine vorige Stelle und verhielt sich mit den zwei Kameraden ganz ruhig.
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Die Dienerschaft begann nun die Leichen wegzuräumen nach des Cyrenius Befehl. Und der Cyrenius lobte und pries den Gott Israels, daß Er ihn also wunderbar gerettet hatte, - und in einer Stunde war das Schlafgemach völlig wieder gereinigt.
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